Das öffentliche Interesse am Thema Essstörungen ist ungebrochen.
Dies mag auch daran liegen, dass die Nahrungsaufnahme, das Essen, einerseits zu den Grundbedürfnissen der Menschen gehört, andererseits aber auch im Fall einer Essstörung schwerwiegende gesundheitliche, teils sogar tödliche, Folgen hat. In den westlichen Gesellschaften werden Menschen zunehmend nach ihrer äußeren Erscheinung bewertet. Das Selbstwertgefühl der von Essstörungen Betroffenen orientiert sich vornehmlich an einem möglichst attraktiven Körper. Jede Abweichung des Körpergewichts nach oben ist geeignet, tiefe Selbstzweifel auszulösen. Die Tatsache, dass Essstörungen vorrangig Frauen betreffen, führt zu einer kritischen Betrachtung der Rollenvorstellungen, mit denen Frauen konfrontiert werden.
Essstörungen treten in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Die Anorexia nervosa (AN) ist in der Regel durch ein gesundheitsbedrohliches Untergewicht gekennzeichnet. Bei der Bulimia nervosa (BN) wechseln sich häufige Essanfälle mit gegenregulierendem Verhalten ab, wie z.B. Erbrechen. Und bei der Binge-Eating-Störung (BES) gehen Essanfälle mit einem Kontrollverlust einher. Zu unangemessenen kompensatorischen Verhaltensweisen, wie bei der Bulimia nervosa kommt es nicht. Darüber hinaus gibt es eine größere Gruppe von „nicht näher bezeichneten Essstörungen“, die der Einordnung nicht entsprechen und die, wie auch die anderen Essstörungen, zu einer Störung der normalen Regulation des Essverhaltens durch Hunger und Sättigung führen. Wie die besser definierten Essstörungen AN und BN sowie die BES verursachen auch die Formen von gestörtem Essverhalten erhebliches individuelles Leiden.
Essstörungen können mit normalem Gewicht, mit Untergewicht oder auch, wie besonders die Binge-Eating-Störung, mit Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) verbunden sein. Charakteristisch für Essstörungen ist vor allem eine instabile Gewichtskurve mit erheblichen Gewichtsschwankungen über die Zeit. Die Adipositas selbst jedoch ist keine Essstörung, auch wenn, in nicht wenigen Fällen, gestörtes Essverhalten der Entwicklung des Übergewichts Vorschub leistet.
Quelle: DHS Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V., Essstörungen, Suchtmedizinische Reihe Band 3, https://www.bzga.de/infomaterialien/suchtvorbeugung/essstoerungen-suchtmedizinische-reihe-band-3/